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Jugenschutzdigitalisierung

Barbara Tóth vom Falter hat ein wirklich lesenswertes Interview mit Silke Müller, einer Schulleiterin in Niedersachsen, geführt. Im Mittelpunkt steht die gewaltige Herausforderung für Eltern, einen passenden Umgang mit Smartphones und Social Media zu finden: https://www.falter.at/zeitung/20231010/wir-brauchen-eine-digitale-ethik

tl;dr:
– Jugendliche kommen zwangsläufig mit gewaltverherrlichenden und sexualisierten Inhalten in Kontakt, es braucht frühzeitige und intensive Bewusstseinsbildung durch Eltern & Schule.
– Die negativen Auswirkungen verschiedener Apps, sie nennt explizit TikTok und Social Media, reichen von sinkenden Aufmerksamkeitsspannen, über eine Verrohung der Sprache bis hin zu körperlichen Problemen.
– Gegensteuern ist möglich, z.B. über schulische Nutzungsbeschränkungen für Smartphones oder Social Media Sprechstunden. Über individuelle und standortspezifische Maßnahmen hinaus wären gesetzliche Regulierungen notwendig.

Vom Autor Max Fisher („The Chaos Machine“) kommt der Vergleich zwischen Social Media und Tabakkonsum: es geht nicht darum, dass wir bessere Produkte brauchen, sondern dass wir den Zugang dazu limitieren. Müller tritt für ein Jugendschutzgesetz ein, dass Smartphones erst ab 12 oder 14 erlaubt. Der NYU-Professor Jonathan Haidt setzt sich wiederum für altersbezogene und durchsetzbare Zugangsbeschränkungen für Social Media ein.

Dafür braucht es die Politik, auch in Österreich.

Zum Abschluss ein, wie ich finde, sehr gut zum Thema passendes und unterhaltsames Lied – für die nicht-Lesefreudigen 🤓

Erbschaftsdiskussionsfortführung

Der lesenswerte Peter Michael Lingens über Erbschaftssteuern:

https://www.falter.at/maily/20230828/land-der-erben-zukunftsarm

tl;dr: Die Einnahmen aus einer Erbschaftssteuer können für eine Reduktion der vergleichsweise sehr hohen, einkommensbezogenen Steuern in 🇦🇹 verwendet werden. Das ist internationaler Standard, leistungsorientiert und kapitalistisch.

Zusammen-Schluss

Im Juni hat die Regierung Biden ihre „Antitrust Guidelines“ angepasst. Bei Entscheidungen über die Zulassung von Unternehmenszusammenschlüssen und -übernahmen sollen in Zukunft nicht nur die Effekte auf die Preise verschiedener Produkte, sondern auch z.B. die Auswirkungen einer Übernahme auf den Arbeitsmarkt berücksichtigt werden.

Eine spannende Entwicklung:

https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2023/07/biden-administration-corporate-merger-antitrust-guidelines/674779/

Vermögensdiskussionen

Ruchir Sharma leitet das Unternehmen Rockefeller Capital Management. In einem lesenswerten Artikel in der Financial Times beschreibt er den Anstieg der globalen Vermögenskonzentration und die damit einhergehenden Konsequenzen, er prognostizierte z.B. wachsende soziale Unruhen in Frankreich.

Den Artikel greift der NYU-Professor und Unternehmer Scott Galloway in seinem Podcast auf. Ab Minute 8:15 hält er einen hörenswerten Monolog zum Thema Wohlstand und Einkommens- bzw. Vermögensverteilung. Er plädiert u.a. für eine Schließung von Steuer-Schlupflöchern, für eine progressive Einkommensbesteuerung bis hin zum obersten Prozent und für eine Entlastung des Faktors Arbeit.

Sharma und Galloway sind beide an der österreichischen Debatte zur Vermögensbesteuerung wohl eher unbeteiligt. Das Thema ist wichtig und die Diskussion dazu wird uns, international und in Österreich, noch länger begleiten, insbesondere wenn Sharmas Zahlen weiter ansteigen, wovon ohne Veränderung des derzeitigen Steuersystems auszugehen ist.

Offenheitskonsequenzen

Bruce Schneier über Large Language Models, deren Code als Open Source Software zugänglich ist – einerseits bergen solche Modelle viel Potenzial (z.B. verringerte Dominanz einzelner Unternehmen), andererseits entstehen dadurch neue regulatorische Herausforderungen (z.B. bei Haftungsfragen).

Lesenswert:

https://slate.com/technology/2023/05/ai-regulation-open-source-meta.html

Reparaturliebe

Ein sehr lesenswertes Plädoyer für die Wartung: warum Langlebigkeit und das Thema Reparatur mehr Aufmerksamkeit benötigen.

https://www.noemamag.com/the-disappearing-art-of-maintenance/

In dem Zusammenhang in 🇦🇹 gut und wichtig: https://www.reparaturbonus.at/

OSSicherheitsfragen

Open Source Software (OSS) ist das digitale Pendant zu physischen Brücken und Straßen. Umso wichtiger ist es, in Brücken und Straßen zu investieren, bevor sie verfallen. Eine gute Analyse zu OSS, zum Problem der Trittbrettfahrer und was dagegen unternommen werden kann:

https://www.lawfareblog.com/open-source-security-how-digital-infrastructure-built-house-cards

tl;dr: neben einer Software Bill of Materials benötigt es Anreize (z.B. Änderungen im Bereich der Haftung), die Software-Hersteller incentivieren, in die Sicherheit ihrer Produkte zu investieren.

Reparaturbon

Das ist eine echt gute Initiative: für Fahrräder, Handys etc. – hilft Unternehmen und der Umwelt 🙂