Verwaltungsverbesserungsvorschläge

Die österreichische Bundesverwaltung definiert den Rahmen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Aktivitäten. Eine kompetente, strategisch denkende und mutige Verwaltung ist wichtig für den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen, auch im Technologiebereich.

Ich engagiere mich daher seit kurzem in der „Initiative Bessere Verwaltung“. Über die letzten Monate haben wir, eine Gruppe von 15 Personen mit diversen beruflichen Hintergründen, 50 Vorschläge zur Verbesserung der österreichischen Verwaltung erarbeitet und letzte Woche veröffentlicht. Die Maßnahmen, die wir fordern, beziehen sich u.a. auf die Organisation der Bundesministerien, den Umgang mit Transparenz und die Zusammenarbeit Österreichs mit Europa. Unsere Vorschläge findet man, strukturiert in sieben Kapiteln, auf unserer Website: https://bessereverwaltung.at/

Es ist wichtig über die österreichische Bundesverwaltung und ihre Rolle zu diskutieren. Dazu möchten wir beitragen.

Ich freue mich über Rückmeldungen aller Art – gerne auch zu spezifischen Vorschlägen.

Straßenbaudiät

Ich habe wieder einmal einen Leserbrief für die Unterkärntner Nachrichten (Nummer 1, 4. Jänner 2023) geschrieben:

mehr Straßen = mehr Verkehr

Wenn man abnehmen möchte, dann sollte man nicht mit Eis essen beginnen. Natürlich verbrennt man Kalorien durch das Heben des Eislöffels zum Mund. Diese gleichen aber nicht das Eis aus, das man dadurch isst. Je mehr Eis man isst, desto mehr nimmt man zu.

In Wolfsberg beschwert man sich über die vorweihnachtlichen Staus, v.a. im Süden der Stadt. Als Lösung des Problems wird eine Verbreiterung der Straßen in den Raum gestellt. Zahllose nationale und internationale Beispiele zeigen aber: je mehr Straßen man baut, desto mehr Verkehr entsteht.

Die Alternativen sind bekannt: Der öffentliche Verkehr muss ausgebaut werden. Busse mit kurzen Intervallen könnten in Kombination mit „Park & Ride“-Anlagen das Einkaufen erleichtern und den Verkehr reduzieren. Für das Zufußgehen und das Radfahren müssen ebenfalls Anreize geschaffen werden. Dazu gehört z.B. ein durchgängiger Radweg mit Vorrang für Radfahrer und gesenkten Gehsteigkanten.

Es braucht auch kurzfristige Lösungen. Hier könnte man z.B. mit Hinweistafeln zur richtigen Nutzung von Kreisverkehren arbeiten. Mir wurde in einer Wolfsberger Fahrschule leider noch beigebracht, dass man bei der Einfahrt in einen Kreisverkehr im Zweifelsfall am besten stehen bleibt. Egal welche Maßnahmen gesetzt werden: ein Straßenausbau ist mit Sicherheit nicht die Lösung des Problems. Mehr Eis essen wird auch im neuen Jahr keine gute Idee für eine Diät sein.

Im Netz gibt es keinen Suezkanal

Ich habe einen Leserbrief rund um das Thema digitale Souveränität geschrieben:

https://www.falter.at/zeitung/20210910/im-netz-gibt-es-keinen-suezkanal


Europa arbeitet daran, die Datenhoheit von amerikanischen Tech-Konzernen zurückzuerlangen. Dafür braucht es mehr Aufmerksamkeit aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Seiten der Politik – auch aus Österreich.

Wenn in China ein Sack Reis umfällt, dann ist uns das in Österreich ziemlich egal. Anders ist das, wenn ein Schiff im Suezkanal feststeckt. Ein solches Ereignis kann zu tatsächlichen Produktionsengpässen in Europas Industrie führen.

Europas Produzenten, Lieferanten und Zulieferer sind Teil komplexer, globaler Lieferketten. Insbesondere Österreichs exportorientierte Industrie profitiert häufig davon. Komplexe Strukturen sind aber auch anfällig für Probleme. Solche entstehen zum Beispiel dann, wenn starke, einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Unternehmen oder Regionen vorhanden sind. Die Versicherung gegen solche Abhängigkeiten ist funktionierender Wettbewerb.

Denken wir beispielsweise an einen mittelgroßen, spezialisierten Hersteller von Klimaanlagen für Großraumbüros: Dieser benötigt für die Produktion seiner Klimaanlagen einen speziellen Lüfter. Es ist für ihn von Vorteil, wenn er diesen Lüfter von unterschiedlichen Zulieferern beziehen kann, das verschafft ihm Verhandlungsspielraum und erhöhte Flexibilität, sollte einmal ein Lieferant ausfallen.

Daten als Motor der industriellen Weiterentwicklung

Wettbewerb und Unabhängigkeit sind nicht nur im physischen, sondern auch im digitalen Raum relevant: Digitalisierung und Industrie 4.0 spielen bei der Weiterentwicklung des Industriestandorts Österreich eine zentrale Rolle. Produktivitätssteigerungen entstehen dabei häufig durch die innovative Nutzung von Produkt- oder Prozess-Daten.
Unser Klimaanlagen-Produzent könnte zum Beispiel über Sensoren Daten zum Zustand seiner bereits in zahlreichen Großraumbüros angebrachten Klimaanlagen erfassen. Mit Hilfe der erfassten Maschinendaten könnte er dann die Kühlleistung optimieren und so den Energieverbrauch seiner Kunden reduzieren. Außerdem könnte er durch die Auswertung der Daten den optimalen Zeitpunkt der Wartung individueller Klimaanlagen ableiten und seinen Kunden die verbesserte Wartung als zusätzliches Service anbieten.

Anbieter-Auswahl als Gretchenfrage

Um diese Services anzubieten, muss unser Klimaanlagen-Hersteller die benötigten Maschinendaten erfassen, speichern und auswerten können. Er verfügt aber, wie die meisten Unternehmen, über keine große oder spezialisierte IT-Abteilung und muss daher Leistungen zukaufen. Er sucht also nach einem passenden Anbieter für moderne Datenspeicherung.
Bei der Auswahl eines passenden Anbieters stellen sich zentrale Fragen: Welche Leistungen werden angeboten und was kosten sie? Sind die Daten beim Anbieter auch in zehn Jahren noch sicher? Wird auch eine Software angeboten, die bereits ohne viel Programmieraufwand die verbesserte Klimaanlagen-Wartung ermöglicht?

Nicht nur kleinen und mittleren Unternehmen fällt es schwer, hier die optimale Auswahl zu treffen –die Auswahl des passenden Anbieters digitaler Services wird daher zur Gretchenfrage der Datenökonomie.

Folgenreiche Entscheidung

Ist die Entscheidung für den Anbieter und für das von diesem unterstützte System der Datenspeicherung erst einmal getroffen, dann startet ein intensiver Prozess: Bestehende Unternehmensdaten werden migriert, die Datenstruktur wird angepasst bzw. aufgebaut und die Mitarbeiter werden eingeschult. Das alles kostet viel Zeit und Geld.

Für unseren Klimaanlagen-Produzenten ist der Einstieg in die IT-Welt mühsam und aufwändig, seine Mitarbeiter arbeiten sich aber langsam ein und nach einiger Zeit kann er seinen Kunden die optimierte Kühlleistung sowie die verbesserte Wartung der Klimaanlagen anbieten. Die Kunden freuen sich über geringere Gesamtkosten und reduzierte Ausfälle der Klimaanlagen in ihren Büros und sind bereit dafür einen Aufpreis zu zahlen – unser Klimaanlagen-Produzent freut sich über gesteigerte Umsätze.

Gefahr Lock-In-Effekt

Für die gesteigerten Umsätze ist die Kooperation mit Anbietern digitaler Services wesentlich. Doch im digitalen Raum können ebenfalls einseitige Abhängigkeiten entstehen, beispielsweise wenn Anwendungen verschiedener Anbieter nicht kompatibel sind oder wenn Unternehmensdaten durch die Nutzung proprietärer Standards nur mühsam übertragbar sind (Stichwort: Lock-In-Effekt).

Das merkt auch unser Klimaanlagen-Hersteller: Obwohl er mittlerweile einen passenderen Anbieter für Datenspeicherung kennengelernt hat, kommt für ihn ein Wechsel nicht in Frage, denn den oben beschriebenen Prozess möchte er keinesfalls wiederholen. Außerdem ist die Software, die sein aktueller Anbieter für die Klimaanlagen-Wartung einsetzt, mit den Programmen anderer Anbieter nicht kompatibel. Dadurch entsteht für unseren Klimaanlagen-Hersteller eine einseitige Abhängigkeit.

Faire Spielregeln und notwendige Unterstützung

Welche Auswirkungen einseitige Abhängigkeiten im digitalen Raum haben können, erleben wir heute bereits im privaten Bereich, zum Beispiel bei der Nutzung sozialer Netzwerke: Wenn wir dort als Kunden unzufrieden sind, ein solches Service aber trotzdem nutzen möchten, dann müssen wir uns aus einem Mangel an Alternativen auf die Regulierung durch die Politik (Margarethe Vestager) und auf das Engagement aus der Zivilgesellschaft (Max Schrems) verlassen.

Für die Wirtschaft Österreichs und Europas ist es daher notwendig, einseitige Abhängigkeiten im Unternehmensbereich zu vermeiden. Das ist vielen Akteuren bewusst. Die Europäische Kommission arbeitet an der Umsetzung ihrer Datenstrategie, die deutsch-französische Initiative GAIA-X arbeitet an europäischen Spielregeln für die Datenökonomie. Dadurch sollen unterschiedliche Anwendungen und Systeme miteinander kompatibel gemacht und der Wechsel zwischen verschiedenen Anbietern vereinfacht werden. Die europäischen Projekte, die hier ansetzen, benötigen mehr Aufmerksamkeit sowie personelle und finanzielle Unterstützung aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Seiten der Politik – auch aus Österreich.

Unser Klimaanlagen-Hersteller hat Zulieferer und Kunden in verschiedenen Teilen der Welt. Mit Hilfe der Digitalisierung zusätzliche Services anzubieten ist für ihn und seine Mitarbeiter ein zukunftsweisender Schritt. Es ist wichtig, dass für ihn dadurch keine langfristigen Nachteile durch einseitige Abhängigkeiten entstehen.

Machbar wäre das, denn: im digitalen Raum gibt es keinen Suezkanal.

Lavanttal-Partizipation

Ich habe einen Leserbrief rund um das Thema Partizipation für die „Unterkärntner Nachrichten“ geschrieben:


Partizipation: Ein Tal, viel Potenzial

Die Umsiedelung eines Betriebes nach St. Marein, der Bau neuer Almhäuser am Klippitztörl und die Errichtung von Windparks auf der Koralpe – viele Bewohnerinnen und Bewohner des Lavanttals interessieren sich für solche Projekte, weil ihnen die Gestaltung der eigenen Region und nicht zuletzt der Umweltschutz wichtig sind.

Die verfügbare Fläche zwischen Koralpe und Saualpe ist begrenzt. Wie möchte man sie nutzen? Diese Frage stellt sich zunehmend und ist für die zukünftige Entwicklung des Tals hochrelevant. Wünschenswert und sinnvoll wäre daher eine breite, gemeindeübergreifende und öffentliche Diskussion unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere junger Menschen, die auch in 30 Jahren im Lavanttal leben und arbeiten werden.

Gute Praxisbeispiele für einen solchen Prozess findet man z.B. beim Verein LandLuft, der jährlich den Baukulturgemeinde-Preis vergibt, bei den Projekten des Unternehmens nonconform oder rund um den auch im KUSS Wolfsberg im vergangenen Jahr ausgestrahlten Film Rettet das Dorf.

Ein wichtiges Kriterium für den Erfolg partizipativer Projekte ist, dass Bürgerinnen und Bürger sich auch einbringen wollen. Die vielen Beiträge in den Unterkärntner Nachrichten und darüber hinaus stimmen optimistisch.

Greißler-Support

Empfehlung für den Lockdown: Greißler und kleine Geschäfte unterstützen 🏬

Wie?

1) Kleine Geschäfte in der Umgebung suchen 🔍, deren Sortiment und Öffnungszeiten anschauen. Etwas kaufen. Es zahlt sich auch aus mit den VerkäuferInnen zu reden, sind meistens liabe Leit‘.

2) Nachschauen, ob Infos zum Geschäft online verfügbar und aktuell sind 💻 (insbesondere Öffnungszeiten; laut Herold sind schon 7/10 Personen wegen falscher Daten im Internet vor verschlossenen Türen gestanden)

3) Daten eintragen, aktualisieren, ein Review schreiben und/oder ein nettes Foto hinzufügen 🖼

Ich habe in meiner direkten Nachbarschaft in den letzten Wochen zwei Geschäfte online eingetragen. Einen lokalen Greißler und eine Gärtnerei. Laut Google haben schon mehr als 500 Personen die Einträge gesehen. Natürlich weiß ich nicht, ob dadurch mehr Menschen dort einkaufen, aber schaden tut’s wahrscheinlich nicht.

Einzelhändler, kleine Geschäfte und Greißler werden weniger (Leseempfehlung an dieser Stelle für das neueste Dossier-Magazin), diese zu unterstützen wäre daher wichtig.

Wünsche allen viel Gesundheit & Durchhaltevermögen für die nächsten Tage/Wochen 💪

„Truth Decay and the Technology Threat“ – Gespräch zwischen Yuval Noah Harari und Tristan Harris

Am 27. Jänner wurde im Rahmen des World Economic Forum 2020 ein Gespräch zwischen dem israelischen Autor und Historiker Yuval Noah Harari (u.a. „Eine kurze Geschichte der Menschheit“) und Tristan Harris, dem Gründer des „Center for Humane Technology“ aufgezeichnet. Organisiert wurde das Gespräch von der New York Times:

Ein äußerst spannendes Gespräch – meine Zusammenfassung bzw. meine Notizen zum Gespräch stelle ich hier zur Verfügung:

Wiener Stadtgespräch mit Shoshana Zuboff

Zusammenfassung des Wiener Stadtgespräches mit Shoshana Zuboff von 14. November 2019

Link zum gesamten Talk: http://www.wienerstadtgespraech.at/video/zuboff/

Update (29.03.2020): Bisher hatte ich zu Shoshana Zuboffs Werk mehrheitlich äußerst positive Rezensionen gelesen bzw. wahrgenommen. Einen kritischen Artikel zu einem sehr ähnlichen Vortrag von Fr. Zuboff in Berlin konnte ich diese Woche lesen. Verfasst wurde er von Tina Krell, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, zu finden hier.

Die Lehrausbildung als Baustelle des Bildungssystems und was unternommen werden könnte

Die Lehre wird in Österreich hoch gelobt. Verschiedene Organisationen, darunter die österreichische Wirtschaftskammer sind stolz auf das duale Ausbildungssystem und die daraus resultierenden Möglichkeiten. Dieses wird als wichtiges Mittel gegen den Facharbeitermangel gesehen. Außerdem gelten Lehrstellen als ein Tool für Integration – wer in einem österreichischen Betrieb arbeitet, der lernt nicht nur fachlich viel, sondern auch Land und Leute kennen. Die Idee von „Apprenticeships“ findet mittlerweile sogar jenseits des Atlantiks Anklang. Theoretisch verfügen wir in Österreich also über ein System, das junge Menschen zu Fachkräften ausbildet, ihnen gefragte Kompetenzen vermittelt und das darüber hinaus integrativ wirkt. In der Praxis gibt es allerdings sehr viel Aufholbedarf in Sachen Lehre.

Leaving Your Bubble by Getting into a Stranger’s Car

Hitchhiking is becoming my preferred way of travelling. The main reason why that is the case is not that it is a cheap way to get around, but that it is a very personal experience. Hitchhiking is somehow the Anti-Uber – when convincing somebody on a road to stop for you, you get in the front seat and get to know the other person. Hitchhiking is like a wildcard in a modern day world which increasingly relies on apps and smartphone technologies.

What is a sustainable job?

I am currently studying in a program called “Master’s in Strategic Leadership towards Sustainability” (MSLS) at Blekinge Tekniska Högskola (BTH) in Karlskrona, Sweden. The goal of the program is to give students the tools to support the transition to a more sustainable development in their field of interest or expertise. We are around 50 people graduating from the program in 2018.