Giebelkreuzkrux

Es kommt nicht alle Tage vor, dass Österreich in der „Money Stuff“-Kolumne bei Bloomberg erwähnt wird.

Im unteren Drittel des Artikels schreibt Matt Levine über die finanziellen Konsequenzen des Raiffeisen-Rückzugs aus Russland:

https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2024-07-30/fake-job-interviews-are-securities-fraud

Ausfallwahrscheinlichkeiten

Wir fantasieren zu viel über die zukünftigen Auswirkungen von AI und beschäftigen uns zu wenig mit der Anfälligkeit existierender IT-Infrastruktur.

Ein lesenswerter Artikel zum Crowdstrike-Dilemma: https://www.nytimes.com/2024/07/20/technology/crowdstrike-microsoft-outage-software.htmlvia Smart Casual

Outsourcingkonsequenzen

In meiner Kolumne für das Factory-Magazin schreibe ich über die „digitale Fertigungstiefe“ in der Produktion: https://factorynet.at/menschen/outsourcing-die-digitale-fertigungstiefe-als-strategische-entscheidung/

Outsourcing: die digitale Fertigungstiefe als strategische Entscheidung

„Pfusch am Bau“ ist eine beliebte Fernsehsendung. Im Mittelpunkt stehen Probleme beim Hausbau, rund um Wasser in der Wand, minderwertige Materialien etc. Quelle der Versäumnisse sind häufig scheinbar günstige (Sub-)Unternehmen, die an der falschen Stelle sparen und Häuslbauer, die das nicht beurteilen können.

Immer wieder: Make-or-Buy?

Selber machen oder externe Leistungen zukaufen? Diese Frage beschäftigt nicht nur österreichische Häuslbauer. Die Suche nach der richtigen Balance aus eigenem und zugekauftem Knowhow findet sich in der Industrie im Konzept der Fertigungstiefe. Sie misst den Anteil der Eigenfertigung am gesamten Produktionsprozess.

Produzierende Unternehmen müssen laufend und strategisch entscheiden, wie hoch die eigene Fertigungstiefe sein soll. Dabei gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Industrieunternehmen, die viel selbst fertigen, sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft resilienter. Solche, die viel outsourcen, sind oft flexibler. Die Tatsache, dass die OEMs der Automobilindustrie ihre Fertigungstiefe reduzierten, bildet die Grundlage für die wichtige österreichische Zulieferindustrie.

Mit der Plattform Industrie 4.0 haben wir kürzlich eine Roadmap veröffentlicht, in der u.a. die Wichtigkeit des Domänenwissens am Industriestandort Österreich betont wird. Damit gemeint ist das betriebsinterne Wissen zur Herstellung von Produkten und zu Produktionsprozessen. Ist die Fertigungstiefe in einem Bereich besonders ausgeprägt, dann ist zumeist auch viel spezifisches Domänenwissen vorhanden – Betriebe haben in der Folge ein Alleinstellungsmerkmal.

Outsourcing im OT- und IT-Bereich

Wie sieht die Situation rund um Industrie 4.0 aus? Steuerungen, Sensoren, digitale Messtechnik, Roboter, AGVs etc. – sie sind aus der Produktion, dem OT-Bereich, nicht mehr wegzudenken. Viele österreichische Firmen haben daher beschlossen, solche Systeme selbst herzustellen und als Produkte anzubieten. Zwei Beispiele: die Anlagenbauer von Andritz bieten selbst Automatisierungslösungen an, der Automatisierungsspezialist Beckhoff entwickelt in Wien seit kurzem eigene Roboter.

Auch Datenbanken, digitale Zwillinge oder innovative Softwarelösungen sind in der Produktion weit verbreitet. Und auch im IT-Bereich gibt es produzierende Unternehmen, die selbst weitgehende Lösungen entwickeln, z.B. die steirische AVL in der Automobilindustrie.

Aktuell beschäftigt die Frage nach der „digitalen Fertigungstiefe“ zahlreiche Firmen im Bereich der IT-Infrastruktur. Hybride Cloudumgebungen – eine Mischung aus eigenem Rechenzentrum und öffentlicher Cloud – verbreiten sich zunehmend. Vorteilen wie der Skalierbarkeit oder der Verfügbarkeit öffentlicher Cloud-Systeme stehen Security-Fragen oder einseitige Abhängigkeiten gegenüber. Dabei gilt wie immer: nicht alles, was glänzt, ist Gold. „Serverless Computing“ funktioniert nicht ohne Server und Kostenvorteile können sich umkehren, wie das Beispiel des IT-Unternehmens Basecamp zeigt.

In jedem Fall: Kompetenz benötigt

Gerade wenn es darum geht, das vorhandene Domänenwissen mit IT-Knowhow anzureichern und auszubauen, ist der Aufbau entsprechender Teams notwendig. Das betrifft heute z.B. das Thema der praktisch sinnvollen Datennutzung oder den zunehmend wichtigen Bereich der IT-Sicherheit. Eigene, kompetente IT-Mitarbeiter:innen sind selbst dann notwendig, wenn externe Expertise zugekauft wird.

Natürlich gilt auch im digitalen Raum, dass es per se kein Richtig oder Falsch rund um Outsourcing gibt. Es gilt jedoch: trotz Auslagerung braucht die Industrie das Knowhow, um die Steuerung ihrer Auftragnehmer und die Qualitätskontrolle sicherzustellen. Pfusch ist nicht nur am Bau langfristig teuer.

Windelwechselbedarf

Ein Eltern-Paar entwickelt eine beliebte Schwimmwindel für Babys und vertreibt sie auf Amazon. Eine schlechte Bewertung aufgrund einer zurückgeschickten, gebrauchten Windel bringt ihr Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten.

Eine lesenswerte Geschichte über Marktmacht und Medien als Korrektiv:

https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-07-15/how-bad-amazon-review-destroyed-beau-belle-littles-swim-diaper-business

Europäische Karte mit Österreich im Mittelpunkt, eingefärbt nach Stromverbrauch

E-Karte

Aus welchen Energiequellen stammt Österreichs Strom im Moment und wie viel CO2 wird bei der Erzeugung und beim Verbrauch verursacht? Woher importieren wir, wohin exportieren wir Strom?

Übersichtliche Karte mit Echtzeit-Daten: https://app.electricitymaps.com/zone/AT

Geschäftsmodellinnovationsaufforderung

Die österreichische Datenschutzbehörde über Bezahlmodelle großer Online-Plattformen:

„pay or okay“ ist nicht okay. Es braucht Alternativen zu kostenpflichtigen Angeboten und zur Sammlung von Verhaltensdaten. Werbung ohne personalisierte Profile wäre so eine Alternative.

Lesenswert: https://www.dsb.gv.at/newsletter/dsb-newsletter-2-2024.html

Unterseeinfrastruktur

Wie repariert man die Tiefsee-Kabel, die das Internet ermöglichen? Ein lesenswerter Einblick in eine Industrie, deren Arbeit man kaum mitbekommt:

https://www.theverge.com/c/24070570/internet-cables-undersea-deep-repair-ships