Verweirderung

Eine optimistische Perspektive auf die potenzielle Entwicklung des Internets 2024, in der kleine und dezentrale Netzwerke und Anwendungen an Bedeutung gewinnen:

https://www.rollingstone.com/culture/culture-commentary/internet-future-about-to-get-weird-1234938403/

Hypeentwicklungszustände

Am Jahresanfang gibt es immer zahlreiche Voraussagen, welche Trends und Next Big Things uns demnächst prägen werden. Viel davon ist geprägt von PR und Marketing, gerade wenn es um Technologie geht.

Zwei lesenswerte Artikel, einer über Amazons Zustelldienst via Drohne und was daraus wurde – https://www.nytimes.com/2023/11/04/technology/amazon-drone-delivery.html – ein anderer zu selbstfahrenden Autos: https://www.theguardian.com/commentisfree/2023/dec/06/driverless-cars-future-vehicles-public-transport

tl;dr: es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Suchergebnisobsoleszenz

„Wie werden meine Inhalte online am besten gefunden? Wie finde ich online sinnvolle Informationen?“

Mit der Optimierung von Inhalten für Suchmaschinen, i.e. für Google, beschäftigt sich eine ganze Industrie.

Ein lesenswerter Einblick in eine Szene:
https://www.theverge.com/features/23931789/seo-search-engine-optimization-experts-google-results

Gründungsgeschichten

Luis von Ahn ist ein sehr beeindruckender Unternehmer. Im Podcast „How I Built This“ erzählt er, wie es zur Gründung von reCAPTCHA und von Duolingo kam.

Eine sehr hörenswerte Geschichte:

https://podcasts.apple.com/us/podcast/recaptcha-and-duolingo-luis-von-ahn-2020/id1150510297?i=1000637843916

Künstliche Vertrauensfragen

Der Security- und Kryptographie-Experte Bruce Schneier hat in einem Vortrag an der Harvard Kennedy School die Wichtigkeit von Vertrauen in Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz erörtert. Meine Zusammenfassung:

Vertrauen ist die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft. Es gibt zwei verschiedene Arten von Vertrauen, zwischenmenschliches und soziales Vertrauen.

  • Zwischenmenschliches Vertrauen basiert auf der Beziehung zwischen Menschen, die sich kennen.
  • Soziales Vertrauen basiert auf Moral, Reputation, Gesetzen und Security-Technologien – diese schränken unser Verhalten ein und machen es vertrauenswürdig. Gesetze und Technologien sorgen für ein höheres soziales Vertrauen und sind skalierbar. Je komplexer eine Gesellschaft, desto wichtiger sind Gesetze und Technologien aufgrund ihrer Skalierbarkeit.

Zwischenmenschliches und soziales Vertrauen werden gerne verwechselt. Das passiert häufig in Zusammenhang mit Unternehmen, die wir oft als „Personen“ wahrnehmen, z.B. bei Marken, Social Media Accounts, Maskottchen etc. Die Verwechslung der zwei Vertrauensarten wird durch KI zunehmen.

KI-Systeme werden als menschlich wahrgenommen, obwohl sie nur Dienstleistungen sind. Im Optimalfall sind diese Dienstleistungen hilfreich, wahrscheinlicher ist aber, dass KI-Systeme ihre Nutzer:innen ausspionieren und manipulieren wollen. Überwachung und Manipulation sind schließlich das Geschäftsmodell des Internets.

KI wird so entwickelt werden, dass sie möglichst vertrauenserweckend wirkt. Dadurch wird die Verwechslungsgefahr zwischen zwischenmenschlichem und sozialen Vertrauen erhöht. Das ist so gewollt, denn es ist lukrativ und das menschliche Antlitz der KI verschleiert den einseitigen Einfluss der Unternehmen, die die KI betreiben.

Unternehmen werden die durch die Verwechslung von zwischenmenschlichem mit sozialem Vertrauen entstandene Verwirrung für ihren wirtschaftlichen Erfolg nutzen. Das tun sie auch heute schon, aber rund um KI wird dies zunehmen, denn die Verwendung natürlicher Sprache durch KI wird noch schneller scheinbares zwischenmenschliches Vertrauen kreieren. Außerdem werden mit Daten angereicherte digitale Assistent:innen eine größere Intimität ermöglichen.

Die negativen Konsequenzen dieser Verwechselung können sehr unterschiedlich sein – von versteckter Ausnutzung, über Falschinformationen bis hin zu illegalen Aktivitäten. Deswegen braucht es vertrauenswürdige KI – KI, deren Limitationen man kennt, deren Training man versteht, deren Biases man sich bewusst ist und korrigieren kann, deren Ziele man kennt.

Vertrauenswürdige KI kann nur durch politische Regularien entstehen. Regierungen müssen für Vertrauen in der Gesellschaft sorgen, sie müssen daher durch Regulierung das richtige Umfeld für vertrauenswürdige KI schaffen. Dazu gehören Transparenzgesetze (wann wird KI eingesetzt, wie wird sie trainiert, welche Biases und Tendenzen gibt es), Sicherheitsbestimmungen (wann darf KI eingesetzt werden) und Strafen.

Regulierung muss die KI-kontrollierenden und -nutzenden Unternehmen betreffen, nicht die KI selbst. Am Ende gibt es derzeit noch für jeden KI-Einsatz Menschen, die diesen steuern und dafür verantwortlich sind. Eine Daten-Treuhänderschaft mit zusätzlichen Verpflichtungen kann für generative KI ein wichtiges Instrument sein. Außerdem braucht es „public AI models„, die von der und für die Öffentlichkeit entwicklt werden.

Regierungen müssen rund um KI soziales Vertrauen schaffen:

We can never make AI into our friends. But we can make them into trustworthy services—agents and not double agents. But only if government mandates it. We can put limits on surveillance capitalism. But only if government mandates it.

Bullshittification

Oft tendieren wir in Europa dazu, IT-Firmen und deren Unternehmenskultur zu idealisieren. Nicht alles, was glänzt, ist Gold – ein lesenswerter Artikel über Google, Bullshit Jobs und die Verbindungen zum Wettbewerbsrecht:

https://thebaffler.com/latest/its-all-bullshit-tan

Feiertagspodcastempfehlung II

Wofür Podcasts gemacht wurden: in „The Witch Trials of J.K. Rowling“ setzt sich Megan Phelps-Roper, ein ehemaliges Mitglied einer christlichen Sekte, in sieben Kapiteln mit einer Gesamtlänge von rund sieben Stunden mit der Sichtweise der Harry Potter Autorin zu Geschlechtsidentität und der Kritik daran auseinander.

Hörenswert: https://podcasts.apple.com/us/podcast/the-witch-trials-of-j-k-rowling/id1671691064

Feiertagspodcastempfehlung I

In „Teurer Wohnen“ wird in sieben Episoden der Abriss und Neubau eines Gebäudes in Berlin aufgearbeitet. Im Mittelpunkt steht die Gentrifizierung und wie sie zustande kommt. Verschiedene Perspektiven – ehemalige Bewohner, neue Bewohner, Investoren, Bezirksvorsteher… – werden beleuchtet.

U.a. geht es um die Funktionsweise des Immobilienmarktes, die Konsequenzen der chinesischen Ein-Kind-Politik, Filterblasen und kognitive Dissonanz, die falsche Einschätzung von „Mittelstand“, Steuervermeidung und Steueroasen innerhalb Deutschlands und Europas, große Firmengeflechte (auch bei kleinen Bauunternehmen) und um den gesetzlichen Rahmen, der das alles ermöglicht.

Insbesondere in Zeiten der Signa-Insolvenz wirklich hörenswert:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/teurer-wohnen/12254011/

Wettbewerbswegweiser

Google hat vor Gericht in erster Instanz gegen Epic Games verloren – u.a. wurde die Kopplung von App Store und Abrechnungssystem für rechtswidrig erklärt.
Eine wohl wegweisende Entscheidung gegen Big Tech und das digitale Plattform-Geschäftsmodell:

https://www.thebignewsletter.com/p/boom-google-loses-antitrust-case