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„Give me one good reason why it’s useful to know that someone was Typing and then stopped.„
Ein lesenswerter Essay zum Thema Erreichbarkeit:
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Ein lesenswerter Essay zum Thema Erreichbarkeit:
Manchmal hat man in Österreich das Gefühl, dass Digitalisierung als Naturgewalt wahrgenommen wird, die unaufhaltsam über uns hereinbricht. Das ist falsch, denn alles Digitale ist menschgemacht und Menschen halten sich zumeist an Gesetze oder gesellschaftliche Normen.
Trotzdem diskutieren wir nur selten darüber, wie wir Digitalisierung gestalten möchten. Häufig landet man beim „der Zug ist abgefahren“-Argument: Tun Smartphones Kindern gut? Sollten 10-Jährige Accounts bei sozialen Medien haben? Wollen wir, dass unser Verhalten permanent dokumentiert und für Werbung verwendet wird? Wer solche Fragen stellt, der hört schnell, dass man da nichts machen könne – Zuckerberg, Cook & Co. seien schließlich weit weg, man müsse lernen, die neuen Gegebenheiten zu akzeptieren.
In den USA, in Großbritannien und in immer mehr Teilen der Welt sieht man das zunehmend anders. Derzeit diskutiert man in Übersee intensiv das neue Buch („The Anxious Generation“) des amerikanischen Psychologieprofessors Jonathan Haidt. Seine Kernthesen: Soziale Medien und Smartphones haben global Kindheiten zum Schlechten verändert. Sie sind eine Ursache für Angststörungen und Depressionen. Sie reduzieren die Konzentrationsfähigkeit von Jugendlichen. Sie senken das Selbstbewusstsein junger Mädchen, Burschen kapseln sich vermehrt von ihrer Umgebung ab und verlieren den Anschluss.
In der Kindheit entstehen Werte, Weltbilder und Interessen. Es entstehen lebenslange Freundschaften und Leidenschaften, z.B. für Sport oder Musik. Kinder lernen noch akzentfrei Sprachen, auch Dialekte – ihnen gelingt die gesellschaftliche Integration am leichtesten. Haidt argumentiert, dass Smartphones und soziale Medien Kinder zwischen 9 und 15 vor allem negativ prägen. Werbefinanzierte Influencer ersetzen lokale Vorbilder, vom Glücksspiel inspirierte Apps ersetzen Hobbies und physische Aktivitäten mit Freundinnen und Freunden.
Haidt fordert daher ein Verbot sozialer Medien mit ihren aufwühlenden und Aufmerksamkeit dominierenden Algorithmen für unter 16-Jährige, ein Verbot von Smartphones bis zum Ende der Mittelschule und Smartphone-freie Schulen.
Haidts Thesen sind nicht unumstritten, seine Forderungen werden aber intensiv diskutiert: In Florida gibt es einen Gesetzesvorschlag zum Verbot sozialer Medien, in Großbritannien fordern 75.000 Eltern ein Smartphone-Verbot, jeweils für Unter-16-Jährige. In Frankreich arbeitet man an einem gesetzlichen Mindestalter für Social Media. Neuseeland verbietet seit kurzem Smartphones in Schulen. Vielerorts handelt die Politik bereits oder wird, insbesondere von Eltern, vermehrt dazu aufgefordert.
Auch österreichische Eltern sind konstant damit konfrontiert, einen passenden Umgang mit Technologie zu finden. Kritiker argumentieren, dass Eltern selbst entscheiden sollen, wann ihre Kinder Smartphones bekommen oder auf sozialen Medien aktiv werden dürfen. Kinder wollen aber, was andere haben – ein Smartphone oder Accounts für soziale Medien werden früh zu absoluten Wunschobjekten. Geben einzelne Eltern aus verständlichen Gründen nach, dann entsteht massiver sozialer Druck für andere. So landen wir in einer belastenden Situation für zahlreiche Eltern, potenziell zum Nachteil vieler Kinder. Es liegt ein soziales Dilemma vor. Für dessen Lösung braucht es die Politik. Das ist eine Frage des Kinderschutzes.
Wir sollten Verbote für Smartphones und soziale Medien sowie Smartphone-freie Schulen politisch diskutieren. Die österreichischen Parteien sollten das Thema aufgreifen, man könnte auch einen Bürgerrat zur gemeinsamen Entscheidungsfindung einberufen. Es gibt in Österreich Schulen, die Smartphones in den Klassen und auch Pausen verbieten, Lehrwerkstätten, in denen sie tabu sind. Hier sollte die Politik unterstützen – z.B. durch evaluierbare Pilotprojekte, konkret auch durch die Anschaffung von Smartphone-Spinds. Die Politik sollte auch untersuchen lassen, wie eine Datenschutz-konforme Altersüberprüfung für soziale Medien aussehen kann – wir verfügen über europaweit angesehene Experten zu Datenschutz und Privatsphäre, die mit Sicherheit bereit wären, ihre Expertise beizusteuern.
Es geht nicht darum, die Digitalisierung aufzuhalten. Sie vereinfacht vielfach unser Leben, unsere Wirtschaft bleibt mit ihr wettbewerbsfähig. Es geht auch nicht darum, Technologie aus dem Leben unserer Kinder zu verbannen – Laptops im Wohnzimmer, digitaler Kompetenzaufbau im Schulunterricht und das Ansehen von Videos sind anders zu bewerten als omnipräsente Smartphones und die Erstellung personalisierter Profile. Es geht darum, zu entscheiden, welche Aspekte der Digitalisierung wir als Gesellschaft für unsere Kinder wollen – und welche nicht. Diskutieren wir das im Wahlkampf-Jahr 2024!
zuerst veröffentlicht auf falter.at
Foto von charlesdeluvio auf Unsplash
Moderne Gewohnheiten 📱 und ihre potenziellen Auswirkungen in Form eines lesenswerten Scroll-Comics:
https://www.theverge.com/c/23558791/goodnight-phone-comic-interactive-gina-wynbrandt
Der Psychologieprofessor Jonathan Haidt sieht Smartphones und Social Media als wesentliche Gründe für die sich verschlechternde psychische Gesundheit junger Menschen: „The younger the age of getting the first smartphone, the worse the mental health that the young adult reports today.„
Eine wichtige Ableitung: Je später Kinder und Jugendliche ein Smartphone bekommen, desto besser.
Wie lässt sich das umsetzen?
Mehr dazu im Text:
https://jonathanhaidt.substack.com/p/sapien-smartphone-report
Jonathan Haidt, Psychologieprofessor an der NYU und Eric Schmidt, der ehemalige CEO von Google, haben gemeinsam einen Artikel über potenzielle Gefahren von künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit sozialen Medien verfasst.
Sie fassen einerseits entstehende Problemfelder zusammen (z.B. Steigerung von Falschinformationen, KI-gestützte „Influencer“…) und machen andererseits Vorschläge für Maßnahmen, um gegenzusteuern (z.B. Authentifizierung und Identitätsüberprüfung, Transparenzverpflichtungen für Plattformen…).
Lesenswert:
Andreas Sator hat eine sehr tolle Podcast-Folge zum Thema Männlichkeit gemacht.
Eine durchwegs tiefgründige Diskussion, die ganz ohne das Wort „toxisch“ auskommt und nüchtern & nachvollziehbar erklärt, was an Männlichkeit problematisch sein kann – für die Gesellschaft, aber insbesondere für uns Männer selbst:
https://erklärmir.at/2022/11/01/232-erklaer-mir-maennlichkeit/
8-Tage-Daten-Detox, präsentiert von Mozilla – acht Tage lang weniger als 30 Minuten investieren um das eigene Onlne-Verhalten zu reflektieren. Sehr empfehlenswert
(in Deutsch und Englisch möglich)
In letzter Zeit beschäftige ich mich vermehrt mit Datenschutz und mit datenbasierten Geschäftsmodellen. Dabei habe ich das Center for Humane Technology entdeckt. Dieses versucht in Zeiten der Digitalisierung den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Sie setzen sich unter anderem für einen bewussteren Umgang mit Smartphones ein, die ja zunehmend unser Leben beeinflussen.
Auf der Website unten finden sich einige Tipps, wie man sich selbst im Umgang mit Smartphones regulieren bzw. Anreize für eine wünschenswertere Nutzung setzen kann (Self-Nudging quasi).
Auch aus persönlicher Erfahrung kann ich einige der Schritte empfehlen: Die Notifications der meisten meiner Apps (inklusive WhatsApp) habe ich deaktiviert und seit mehr als einem halben Jahr nutze ich mein Handy nur noch in Schwarz-Weiß. Das hat einige Nachteile und Instagram ist tatsächlich um einiges fader. Trotzdem merke ich, wie sich meine Smartphone-Nutzung verändert hat und dass ich das Gerät weniger häufig nutze, was ich als sehr positiv empfinde.
Die bewusstere Nutzung von Online-Services wird meiner Meinung nach immer wichtiger, also kann ich nur empfehlen, einige der Tipps auszuprobieren:
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