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Suchergebnisobsoleszenz

„Wie werden meine Inhalte online am besten gefunden? Wie finde ich online sinnvolle Informationen?“

Mit der Optimierung von Inhalten für Suchmaschinen, i.e. für Google, beschäftigt sich eine ganze Industrie.

Ein lesenswerter Einblick in eine Szene:
https://www.theverge.com/features/23931789/seo-search-engine-optimization-experts-google-results

Girls Girls Girls

Der Standard schrieb kürzlich über den „Trend“ von „Lazy Girl Jobs“ – im amerikanischen Medium Vox kann man nachlesen, was hinter der Vielzahl an „Girl“-Trends, die vor allem auf TikTok ihren Ursprung haben, zu halten ist.

Ein lesenswerter Kontrast.

Privatkonzertverbreitung

Berühmte Musikerinnen und Komponisten, wie z.B. Mozart oder Haydn, waren im Dienst von Fürsten und so im privaten Rahmen tätig. Heute gibt es öffentlich zugängliche Konzerte und Großveranstaltungen, wie Musikfestivals oder das Sommernachtskonzert. Gleichzeitig gibt es scheinbar im internationalen Pop/Rock/Hip-Hop einen boomenden Markt für Privatkonzerte – das wird in diesem Artikel auf sehr unterhaltsame Art beschrieben.

Wie die Veränderung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen (Streaming vs. CDs), die Änderungen im Medienkonsum (Playlists und Kurzzeit-Trends vs. Langzeit-Fans) und die ungleich verteilte Zahlungsbereitschaft verschiedener Gruppen (Unternehmen und wohlhabende Einzelpersonen vs. Massen an Fans) zu neuen Rahmenbedingungen in der Musikbranche führen und warum jemand wie Flo Rida gerade sehr beliebt ist.

https://www.newyorker.com/magazine/2023/06/05/how-to-hire-a-pop-star-for-your-private-party

Statt einer weißen Titelseite: eine andere Art von Werbung

Am 3. Mai erschienen Österreichs Tageszeitungen mit weißen Titelseiten. Man wollte aufzeigen, dass private Medien verstärkt in Bedrängnis geraten. Der ORF wird als zunehmende Bedrohung wahrgenommen, weil die Werbeerlöse bei Österreichs Medien sinken. Aber ist wirklich der ORF das Problem?

Martin Kotynek vom Standard lieferte die Antwort: Google und Facebook machen mittlerweile die Hälfte des österreichischen Werbemarktes aus. Der Werbekuchen für Österreichs Medien wird also insgesamt kleiner, Verteilungsfragen rücken in den Vordergrund.

Geschäftsmodell Verhaltensdaten

Die Situation am Werbemarkt erfordert Verständnis für digitale Geschäftsmodelle. Große Technologieplattformen versprechen ihren Kundinnen und Kunden, ganz spezifische Zielgruppen mit einer an die Gruppe angepassten Botschaft zu erreichen. Dafür werden permanent Verhaltensdaten der Nutzerinnen und Nutzer gesammelt und umfassende Profile erstellt (Stichwort: Mikrotargeting).

Diese „innovative“ Vorgehensweise stößt spätestens seit dem Skandal um Cambridge Analytica auf wachsende Kritik. Filterblasen oder sich viral verbreitendende Falschinformationen bauen ebenfalls auf der Verwertung von Verhaltensdaten auf. Währenddessen bleibt für Unternehmen intransparent, ob die versprochenen Zielgruppen tatsächlich erreicht werden, wie z.B. der US-Autor Tim Hwang kritisiert.

Kontextbasierte Werbung als Alternative

Verhaltensdaten als Grundlage für Werbung sind jedoch nicht alternativlos: Als der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Niederlande 2020 beschloss, darauf zu verzichten und stattdessen auf kontextbasierte Werbung zu setzen, konnte der Werbeumsatz gesteigert werden. Der Vorteil für eigenständige Medien: Werbeumsätze müssen nicht mit digitalen Plattformen geteilt werden.

Ein weiterer Vorteil: Personifizierte Werbung wird häufig negativ wahrgenommen, z.B. wenn Nutzerinnen und Nutzer einmal kurz angesehene Produkte tagelang durch das gesamte Internet verfolgen. Seit 2021 haben iPhone-Besitzer die Möglichkeit, Apps die Auswertung von Verhaltensdaten zu untersagen – die Mehrheit macht davon Gebrauch.

Großes Potenzial für Österreich

Dennoch breitet sich auf Verhaltensdaten basierende Werbung, maßgeblich getrieben von globalen Technologieplattformen, weiterhin aus. Sofern keine Trendumkehr erfolgt, kann auch in Zukunft davon ausgegangen werden, dass Österreichs Anteil am Werbekuchen sich daher weiter verkleinert.

Das muss aber nicht der Fall sein. Österreich kann hier gegensteuern, z.B. mit der gesetzlichen Einschränkung invasiver, verhaltensbezogener Werbung. Durch den Digital Markets Act werden das Sammeln und die Auswertung der Verhaltensdaten von Kindern bereits verboten. Dies könnte auf nationaler Ebene ausgeweitet werden.

Eine solche Einschränkung würde nicht nur für fairere Wettbewerbsbedingungen für österreichische Medien am Werbemarkt sorgen, sondern gleichzeitig den Schutz personenbezogener Daten fördern. In Verbindung mit der bestehenden Ablehnung der Chatkontrolle und im Einklang mit Max Schrems und seiner Organisation noyb könnte Österreich europaweit eine Vorreiterrolle übernehmen.

Für eine solche Vorreiterrolle braucht es politischen Mut für den potenziellen Konflikt mit globalen Technologiekonzernen. Für Politik, ORF und Medien könnte das aber ein erfolgsversprechender Schritt sein – und eine kooperative Alternative zum laufenden innerösterreichischen Kampf um die Stücke eines schrumpfenden Werbekuchens.

Foto von Towfiqu barbhuiya auf Unsplash

Regionalmedienförderung

Regionale Medien sind für eine funktionierende Demokratie sehr wichtig, das zeigen u.a. Studien aus den USA: Wo lokale News wegbrechen, dort sinkt die Wahlbeteiligung und es steigt die Polarisierung.

Einerseits wird das Thema in dieser Podcast-Folge der Harvard Kennedy School diskutiert. Hörenswert: https://www.hks.harvard.edu/faculty-research/policycast/local-news-civic-infrastructure-and-its-crumbling-can-we-save-it

Andererseits endet die Podcast-Folge (spoiler alert) mit der Empfehlung, bei regionalen Medien ein Abo abzuschließen. Hier kann man schauen, welche regionalen Zeitungen und Medien es in den verschiedenen österreichischen Regionen gibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_österreichischer_Zeitungen_und_Zeitschriften

Poli-ticker

Christian Nusser in seinem neuesten Blogbeitrag über den Umgang der österreichischen Politik mit Medien, Umweltschutz-Proteste und den niederösterreichischen Wahlkampf.

Lesenswert:

https://story.heute.at/christian-nusser-kopfnuesse-hannimoon/index.html

PR-Optimismus

In dieser Geschichte beschreibt ein Journalist die Auswirkungen seiner Entscheidung, einen Tag lang sämtliche Presseaussendungen und PR-Anfragen ernst zu nehmen und mit „Ja“ zu beantworten.

Zumindest gefühlt leben wir ja in einer Zeit, in der es mehr PR-Agenturen und -Geschichten gibt als je zuvor. Ein lesenswerter Einblick in den Arbeitsalltag von Personen, die damit tagtäglich konfrontiert sind:

https://slate.com/human-interest/2022/11/pr-publicist-emails-journalism-oof.html

Archivschätze

Die BBC hat mit „BBC Rewind“ ein Tool gebaut, das das Durchstöbern der Archive des öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsenders ermöglicht. Man kann sich Aufnahmen aus unterschiedlichen Regionen Großbritanniens ansehen, inklusive Alltagsaufnahmen, Fußballspiele, Reportagen etc. aus vergangenen Jahrzehnten: https://bbcrewind.co.uk/ (via Web-Proxy auch außerhalb Großbritanniens erreichbar)

Solche Funktionalitäten wären auch für den geplanten ORF-Player eine große Bereicherung.

No-News-Facebook

Ich teile hier ja großteils Artikel, die ich lese. Diese finde ich aber nur noch außerhalb Facebooks – wenig verwunderlich, wie dieser Beitrag zeigt:

https://www.theatlantic.com/technology/archive/2022/07/facebook-without-news-would-be-worse/670933/

Journalismusförderung

Das ist eine, wie ich finde, wirklich gute Zusammenfassung zu den Problemfeldern, mit denen sich qualitativ hochwertiger Journalismus derzeit konfrontiert sieht.

Die genannten Punkte (z.B. sinkende Einnahmen, zunehmende Anzahl von PR-Beratern und Spin Doctors, Reichweite nur mit Clickbait…) beziehen sich in erster Linie auf die USA, treffen aber mit Sicherheit auch auf Europa/Österreich zu.

In dem Artikel wird außerdem aufgezeigt, welche Konsequenzen (z.B. mehr Korruption, mehr Ineffizienz) nicht (mehr) vorhandener Qualitätsjournalismus, insbesondere auf regionaler/lokaler Ebene mit sich bringt.

Im Artikel wird daher gefordert, eine für die Förderung von Journalismus zweckgewidmete Abgabe auf die Erlöse aus digitaler Werbung einzuführen. Lesens- und überlegenswert:

https://www.poynter.org/commentary/2022/national-tax-support-journalism/