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Digitalisierungs(be)steuerung

Daron Acemoğlu und Simon Johnson, beide immerhin Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften 2024, empfehlen eine 50%-Steuer auf digitale Werbung für Unternehmen, die damit >500 Mio. Umsatz machen.

In Österreich gibt es eine solche Steuer schon („Digitalsteuer“), sie liegt aktuell bei 5%. 2023 wurden dadurch Einnahmen iHv 103 Mio. erzielt.
2024 werden die Einnahmen aus der Digitalsteuer weiter steigen, da die Umsätze stark wachsen.

Acemoğlu und Johnson beschreiben die negativen Auswirkungen des auf Datensammlung aufbauenden Geschäftsmodells, das die Grundlage für diese Umsätze bildet. 5% hat eine ganz andere Signalwirkung als 50%.

Daher: Spielraum für die Regierungsverhandlungen.

Wirtschaftspolitiksichtweisen

Inhaltlich tiefergehende Diskussionen sind in diesem Wahlkampf eher selten, insbesondere zu wirtschaftspolitischen Themen.

Zum Glück gibt es Ausnahmen.

Ein hörenswertes Gespräch zwischen Nikolaus Kowall und Sepp Schellhorn im Falter Radio: https://www.falter.at/falter/radio/66e99512075fcb2b8fb9aa03/wirtschaft-im-wahlkampf-staat-versus-privat-1220

Feiertagspodcastempfehlung I

In „Teurer Wohnen“ wird in sieben Episoden der Abriss und Neubau eines Gebäudes in Berlin aufgearbeitet. Im Mittelpunkt steht die Gentrifizierung und wie sie zustande kommt. Verschiedene Perspektiven – ehemalige Bewohner, neue Bewohner, Investoren, Bezirksvorsteher… – werden beleuchtet.

U.a. geht es um die Funktionsweise des Immobilienmarktes, die Konsequenzen der chinesischen Ein-Kind-Politik, Filterblasen und kognitive Dissonanz, die falsche Einschätzung von „Mittelstand“, Steuervermeidung und Steueroasen innerhalb Deutschlands und Europas, große Firmengeflechte (auch bei kleinen Bauunternehmen) und um den gesetzlichen Rahmen, der das alles ermöglicht.

Insbesondere in Zeiten der Signa-Insolvenz wirklich hörenswert:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/teurer-wohnen/12254011/

Vermögensdiskussionen

Ruchir Sharma leitet das Unternehmen Rockefeller Capital Management. In einem lesenswerten Artikel in der Financial Times beschreibt er den Anstieg der globalen Vermögenskonzentration und die damit einhergehenden Konsequenzen, er prognostizierte z.B. wachsende soziale Unruhen in Frankreich.

Den Artikel greift der NYU-Professor und Unternehmer Scott Galloway in seinem Podcast auf. Ab Minute 8:15 hält er einen hörenswerten Monolog zum Thema Wohlstand und Einkommens- bzw. Vermögensverteilung. Er plädiert u.a. für eine Schließung von Steuer-Schlupflöchern, für eine progressive Einkommensbesteuerung bis hin zum obersten Prozent und für eine Entlastung des Faktors Arbeit.

Sharma und Galloway sind beide an der österreichischen Debatte zur Vermögensbesteuerung wohl eher unbeteiligt. Das Thema ist wichtig und die Diskussion dazu wird uns, international und in Österreich, noch länger begleiten, insbesondere wenn Sharmas Zahlen weiter ansteigen, wovon ohne Veränderung des derzeitigen Steuersystems auszugehen ist.