Gleichberechtigung in der schwedischen Kleinstadt

Anlass: Ein Tag in Karlskrona, Südschweden.

Schweden hat den Ruf eines progressiven, liberalen Landes. In zahlreichen Statistiken wird das Land als Vorbild herangezogen. Schweden gilt als innovativ, das schwedische Sozialsystem als großzügig und Menschenrechte werden in Schweden großgeschrieben. Auch beim Thema Gleichberechtigung gilt Schweden als Vorreiter: Im Global Gender Gap Index des World Economic Forum befindet sich Schweden auf dem 4. Platz, im Glass-Ceiling Index des Economist auf Platz 2.

Ich studiere momentan in der südschwedischen Stadt Karlskrona. Karlskrona ist mit rund 36.000 Einwohnern keine Großstadt. Karlskrona beherbergt keinen wichtigen Standort internationaler Konzerne (wie z.B. Älmhult). Außerdem befindet sich die Stadt nicht in unmittelbarer Nähe einer Metropole. Malmö (2,5h) und Stockholm (5,5h) sind weit entfernt. Die örtliche Universität wird von rund 3000 Studierenden besucht.

Die Frage, die man sich stellen kann: Bekommt man die Resultate besagter Rankings auch außerhalb der urbanen Zentren mit?

Vor kurzem hatte ich Besuch in der Stadt. Dabei sind mir einige Dinge aufgefallen, die meiner Meinung nach kleine, aber nicht zu unterschätzende Beiträge für die schwedische Gesellschaft leisten – auch in einer entlegeneren Region:

Wickeltische in (gemischten) Toiletten

Toiletten sind hier im Regelfall gemischt, eine Trennung nach Geschlecht gibt es nicht. Und in vielen Restaurants, Cafés etc. gibt es in diesen Toiletten einen Wickeltisch. Im örtlichen Espresso House wird man daran erinnert: Kinder sind wichtig für Vater und Mutter – und willkommen.

Kostenlose Tampons in einem Lokal

Im Kruthus, einer Bar im Stadtzentrum, finden sich Tampons zur kostenlosen Entnahme. Monatshygiene ist kein Tabuthema.

Banknoten

In Schweden kann man überall ohne Bargeld Rechnungen begleichen. Dennoch sind auf drei der sechs verschiedenen Geldscheine Frauen (Astrid Lindgren, Greta Garbo, Birgit Nilsson) abgebildet. Damit zahlt man natürlich auch in Karlskrona…

Kinderwägen im örtlichen Museum

Dieses Beispiel hat nicht direkt mit Gleichberechtigung zu tun, ist aber meiner Meinung nach trotzdem erwähnenswert: Im Marine Museum – ein Museum, das die Geschichte des Marinestützpunktes Karlskrona beleuchtet – kann man sich im Eingangsbereich Kinderwägen für den Museumsbesuch ausborgen. Familien mit kleinen Kindern sind gern gesehene Gäste.

Ich bin mir sicher, dass es in Stockholm oder Göteborg noch viel mehr Beispiele gibt. Obwohl es sich hier um Kleinigkeiten handelt, bin ich der Meinung, dass diese in Summe auch in der Kleinstadt äußerst positiv zur schwedischen Gesellschaft beitragen.