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Exitfantasien

Ein lesenswerter Artikel über das Konzept des „Exits“, dessen Bedeutung für die Kultur im Silicon Valley und die Grenzen & Konsequenzen libertärer Ideologien.

Exit is not a benign withdrawal. It imposes costs on those left behind, and the freedom of Exiteers substantially depends on the unfree labor of others.

https://harpers.org/archive/2023/01/exit-technologists-libertarianism/

Privatbeteiligungen

Freakonomics hat in zwei Podcast-Episoden das Thema Private Equity aufgegriffen und eine, wie ich finde, sehr differenzierte Aufbereitung erstellt: über Produktivitätssteigerungen und die Vorteile von Konsolidierungen, die Gefahren der Monopolbildung und die Risiken von Leveraged Buyouts.

Hörenswert:

Teil 1: https://freakonomics.com/podcast/should-you-trust-private-equity-to-take-care-of-your-dog/

Teil 2: https://freakonomics.com/podcast/do-you-know-who-owns-your-vet/

Verhaltensdatennutzungsreduktion

Max Schrems und NOYB sind wesentliche Player, was die (sehr wichtige) Durchsetzung von Datenschutz in Europa betrifft.

Im Jänner 2023 wird sich zeigen, ob eine von ihnen initiierte Klage dazu führt, dass Facebook/Meta europäischen NutzerInnen erlauben muss, personalisierte (i.e. auf gesammelten Nutzungsdaten aufbauende) Werbung abzuschalten. Verbunden ist das auch mit einer potenziell sehr hohen Strafe, falls entschieden wird, dass die Nutzung der Verhaltensdaten – und damit ein wesentlicher Teil des Geschäftsmodells von Facebook, Instagram & Co. – in den letzten Jahren illegal war.

Das ist/wird sehr spannend:

https://noyb.eu/en/noyb-win-personalized-ads-facebook-instagram-and-whatsapp-declared-illegal

Reparaturliebe

Ein sehr lesenswertes Plädoyer für die Wartung: warum Langlebigkeit und das Thema Reparatur mehr Aufmerksamkeit benötigen.

https://www.noemamag.com/the-disappearing-art-of-maintenance/

In dem Zusammenhang in 🇦🇹 gut und wichtig: https://www.reparaturbonus.at/

Use Signal

Signal ist nicht nur eine sehr sinnvolle (und mittlerweile auch in 🇦🇹 verbreitete) Alternative zu WhatsApp und Co., sondern steht auch für ein Internet ohne konstantes Tracking und die ständige Verwertung unserer Verhaltensdaten. Signal setzt auf Verschlüsselung und Privatsphäre, auch Metadaten (z.B., wer mit wem kommuniziert, wer gemeinsam in einer Gruppe aktiv ist…) werden nicht erhoben und analysiert.

Meredith Whittaker ist die Präsidentin von Signal und gibt in diesem Podcast-Interview einen Einblick in die Philosophie hinter der Software. tl;dr: Use Signal.

https://www.theverge.com/23409716/signal-encryption-messaging-sms-meredith-whittaker-imessage-whatsapp-china

Babylonische Sprachverwirrung 2.0

Das Werk von Jonathan Haidt ist generell sehr empfehlenswert, vor allem, wenn man sich mit der Polarisierung unserer Gesellschaft und den Gründen dafür auseinandersetzen möchte.

Im April hat Haidt einen Artikel verfasst: „Why the Past 10 Years of American Life Have Been Uniquely Stupid“: https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2022/05/social-media-democracy-trust-babel/629369/

Während der Titel sich auf die USA bezieht, sind viele der angesprochenen Punkte, vor allem die Fundamentalkritik an Social Media, für Europa genauso relevant. Haidt beschreibt, warum Aufregung und Empörung als Kernelemente von Social Media unseren Diskurs zerstören, das Konzept von „Enhanced Virality“ beschreibt er als Brandbeschleuniger.

Für demokratische Institutionen sind diese Bausteine äußerst gefährlich – auch für Österreich, insbesondere für die nächsten Monate, in denen die gesellschaftliche Spaltung wohl nicht abnehmen wird.

Haidt fordert Gegenmaßnahmen:

  1. Demokratische Institutionen festigen: dazu gehört z.B. das Parlament
  2. Social Media reformieren: z.B. durch mehr Hürden beim Teilen von Content, notwendige Verifizierungen oder Transparenzpflichten
  3. Die Jugend adäquat vorbereiten: z.B. durch ein Social Media Verbot bis 16

Vieles davon könnte man umsetzen, vieles davon ist eine direkte Kritik an Unternehmen wie Meta aka Facebook. Letzteres hat auf die Kritik reagiert, was Haidt Ende Juli zu einem weiteren Artikel veranlasst hat: https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/07/social-media-harm-facebook-meta-response/670975/

Beide Artikel sind äußerst lesenswert. Wichtig und gut:

„Fortunately, social media does not usually reflect real life, something that more people are beginning to understand.”

SPAM

Niemand mag Spam.

Niemand, außer einer sehr großen und gut organisierten Community.

Eine aufschlussreich dokumentierte Recherche über die Ökonomie hinter Spam und was das eigentlich wem bringt.

Wie die Schwächen von Social Media gezielt ausgenutzt, wie Sicherheitsmaßnahmen umgangen werden und warum Spam nicht einfach wegzubekommen, aber zumindest weniger lukrativ werden kann.

https://integrityinstitute.org/our-ideas/hear-from-our-fellows/the-hidden-economy-of-spam

Empfehlungsfragen

Vom Wechsel von „sozialen“ zu empfehlungsbasierten Medien: Was der Unterschied ist, was sich in den letzten 15 Jahren bei Facebook & Co. verändert hat und warum Empfehlungen von (leider nicht transparenten und selten bewusst beeinflussbaren) Algorithmen statt persönlichen Kontakten in naher Zukunft eine wohl noch größere Rolle spielen werden:

https://mignano.medium.com/the-end-of-social-media-a88ffed21f86

In dem Zusammenhang ebenfalls interessant: die Problematik von „more of the same“ als Grundprinzip und Beispiele für die Auswirkungen algorithmischer Intransparenz:

https://www.newyorker.com/culture/infinite-scroll/the-age-of-algorithmic-anxiety

Journalismusförderung

Das ist eine, wie ich finde, wirklich gute Zusammenfassung zu den Problemfeldern, mit denen sich qualitativ hochwertiger Journalismus derzeit konfrontiert sieht.

Die genannten Punkte (z.B. sinkende Einnahmen, zunehmende Anzahl von PR-Beratern und Spin Doctors, Reichweite nur mit Clickbait…) beziehen sich in erster Linie auf die USA, treffen aber mit Sicherheit auch auf Europa/Österreich zu.

In dem Artikel wird außerdem aufgezeigt, welche Konsequenzen (z.B. mehr Korruption, mehr Ineffizienz) nicht (mehr) vorhandener Qualitätsjournalismus, insbesondere auf regionaler/lokaler Ebene mit sich bringt.

Im Artikel wird daher gefordert, eine für die Förderung von Journalismus zweckgewidmete Abgabe auf die Erlöse aus digitaler Werbung einzuführen. Lesens- und überlegenswert:

https://www.poynter.org/commentary/2022/national-tax-support-journalism/