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Babylonische Sprachverwirrung 2.0

Das Werk von Jonathan Haidt ist generell sehr empfehlenswert, vor allem, wenn man sich mit der Polarisierung unserer Gesellschaft und den Gründen dafür auseinandersetzen möchte.

Im April hat Haidt einen Artikel verfasst: „Why the Past 10 Years of American Life Have Been Uniquely Stupid“: https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2022/05/social-media-democracy-trust-babel/629369/

Während der Titel sich auf die USA bezieht, sind viele der angesprochenen Punkte, vor allem die Fundamentalkritik an Social Media, für Europa genauso relevant. Haidt beschreibt, warum Aufregung und Empörung als Kernelemente von Social Media unseren Diskurs zerstören, das Konzept von „Enhanced Virality“ beschreibt er als Brandbeschleuniger.

Für demokratische Institutionen sind diese Bausteine äußerst gefährlich – auch für Österreich, insbesondere für die nächsten Monate, in denen die gesellschaftliche Spaltung wohl nicht abnehmen wird.

Haidt fordert Gegenmaßnahmen:

  1. Demokratische Institutionen festigen: dazu gehört z.B. das Parlament
  2. Social Media reformieren: z.B. durch mehr Hürden beim Teilen von Content, notwendige Verifizierungen oder Transparenzpflichten
  3. Die Jugend adäquat vorbereiten: z.B. durch ein Social Media Verbot bis 16

Vieles davon könnte man umsetzen, vieles davon ist eine direkte Kritik an Unternehmen wie Meta aka Facebook. Letzteres hat auf die Kritik reagiert, was Haidt Ende Juli zu einem weiteren Artikel veranlasst hat: https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/07/social-media-harm-facebook-meta-response/670975/

Beide Artikel sind äußerst lesenswert. Wichtig und gut:

„Fortunately, social media does not usually reflect real life, something that more people are beginning to understand.”

SPAM

Niemand mag Spam.

Niemand, außer einer sehr großen und gut organisierten Community.

Eine aufschlussreich dokumentierte Recherche über die Ökonomie hinter Spam und was das eigentlich wem bringt.

Wie die Schwächen von Social Media gezielt ausgenutzt, wie Sicherheitsmaßnahmen umgangen werden und warum Spam nicht einfach wegzubekommen, aber zumindest weniger lukrativ werden kann.

https://integrityinstitute.org/our-ideas/hear-from-our-fellows/the-hidden-economy-of-spam

Empfehlungsfragen

Vom Wechsel von „sozialen“ zu empfehlungsbasierten Medien: Was der Unterschied ist, was sich in den letzten 15 Jahren bei Facebook & Co. verändert hat und warum Empfehlungen von (leider nicht transparenten und selten bewusst beeinflussbaren) Algorithmen statt persönlichen Kontakten in naher Zukunft eine wohl noch größere Rolle spielen werden:

https://mignano.medium.com/the-end-of-social-media-a88ffed21f86

In dem Zusammenhang ebenfalls interessant: die Problematik von „more of the same“ als Grundprinzip und Beispiele für die Auswirkungen algorithmischer Intransparenz:

https://www.newyorker.com/culture/infinite-scroll/the-age-of-algorithmic-anxiety

Journalismusförderung

Das ist eine, wie ich finde, wirklich gute Zusammenfassung zu den Problemfeldern, mit denen sich qualitativ hochwertiger Journalismus derzeit konfrontiert sieht.

Die genannten Punkte (z.B. sinkende Einnahmen, zunehmende Anzahl von PR-Beratern und Spin Doctors, Reichweite nur mit Clickbait…) beziehen sich in erster Linie auf die USA, treffen aber mit Sicherheit auch auf Europa/Österreich zu.

In dem Artikel wird außerdem aufgezeigt, welche Konsequenzen (z.B. mehr Korruption, mehr Ineffizienz) nicht (mehr) vorhandener Qualitätsjournalismus, insbesondere auf regionaler/lokaler Ebene mit sich bringt.

Im Artikel wird daher gefordert, eine für die Förderung von Journalismus zweckgewidmete Abgabe auf die Erlöse aus digitaler Werbung einzuführen. Lesens- und überlegenswert:

https://www.poynter.org/commentary/2022/national-tax-support-journalism/

Party Business

Ein lesenswerter Artikel mit einer seltenen Recherche über Luxusclubs, das Business Model dahinter und über Hoffnung. Alternativer Titel: „Was in unserer Welt falsch läuft, in a nutshell.“

https://www.economist.com/news/2020/06/26/the-secret-economics-of-a-vip-party

Zwielichtgestalten

„The Missing Crypto Queen“ ist eine großartige Podcast-Reihe der BBC, in der die Geschichte hinter „OneCoin“, einem als Kryptowährung vermarkteten Pyramidenspiel, erzählt wird.

Erklärt werden u.a. die Probleme, die durch Network/Multi-Level-Marketing verursacht werden, wie sich widersprechende Informationen im Internet auswirken und warum die Bedingungen, die einen Betrug in dieser Größenordnung möglich gemacht haben, noch immer existieren (siehe dazu auch https://en.wikipedia.org/wiki/OneCoin oder https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2019/nov/04/the-missing-cryptoqueen-the-hunt-for-a-multi-billion-dollar-scam-artist).

Sehr empfehlenswert!

https://www.bbc.co.uk/programmes/p07nkd84/episodes/downloads

Überwachungskapitalismus

Heute spricht Prof. Shoshana Zuboff (Harvard Business School) in Wien. Sie hat vor kurzem das Buch „The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power“ geschrieben.

Obwohl der Titel etwas reißerisch klingt, sind ihre Thesen äußerst interessant & relevant – im angehängten Artikel gibt’s mehr Infos.

Ich werde bei ihrem Talk mitschreiben. Falls jemand Interesse, aber heute keine Zeit hat, bitte um kurze Nachricht, dann schicke ich die Zusammenfassung durch 😊

https://www.theguardian.com/technology/2019/jan/20/shoshana-zuboff-age-of-surveillance-capitalism-google-facebook

Offenes Internet

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