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Wahlprozesswünsche

Der Österreichischer Gemeindebund fordert E-Voting in Österreich.

Zum Thema elektronische Wahl haben 20 Security-Expertinnen und -Experten – darunter z.B. Andrew Appel und Bruce Schneier – im Frühjahr diesen Jahres eine Empfehlung verfasst.

tl;dr: E-Voting kann Vertrauen senken und Security-Probleme verursachen. Besser Papier.

Zwei Auszüge daraus:

Technology introduces the means of efficient tabulation, but also introduces a manifold increase in complexity and sophistication of the process. This places the understanding of the process beyond the average person’s understanding, which can foster distrust. It also opens the door to human or machine error, as well as exploitation by sophisticated and malicious actors.

Hand-marked paper ballots should be the primary means of recording votes. Each polling-place voter, except those who request to use a BMD because they have difficulty marking a paper ballot by hand, should vote by marking by hand an optically scannable paper ballot. Ballot Marking Devices used as assistive devices should print a paper ballot identical in size and format to hand-marked paper ballots.

Handelsschwund

Der analoge Handel geht immer weiter zurück, medial wird über diese Gesamtentwicklung – abseits von glamourösen Ausnahmen wie der Mariahilfer Straße – aber nur selten berichtet.

Lesenswert: https://excitingcommerce.de/2024/08/26/10-jahre-todesliste-weltbild-esprit-depot-und-andere-machen-den-weg-frei

via neunetz.com

Regionaldigitalisierung

Gemeinsam mit den Wirtschafts- und Standortagenturen der österreichischen Bundesländer erstelle ich in meiner beruflichen Funktion regelmäßig Steckbriefe, die die österreichische Angebote zu Digitalisierung & Industrie 4.0 auf regionaler Ebene zusammenfassen. Die Steckbriefe beinhalten u.a. Informationen zu Ansprechpersonen, Förderungen, Kompetenzzentren oder Flagship-Projekten.

Seit kurzem ist die 11. Version der Steckbriefe online: https://plattformindustrie40.at/blog/2024/09/03/digitalisierung-und-industrie-4-0-in-oesterreichs-regionen/

tl;dr-isierung

Zusammenfassungen sind ein Haupteinsatzgebiet aktueller KI-Modelle. Ein lesenswerter Artikel dazu, wo das Sinn macht und wo nicht: https://nymag.com/intelligencer/article/chatgpt-gmail-apple-intelligence-ai-summaries.html

Softwaresicherheitsmängel

Vor drei Wochen verursachte ein fehlerhaftes Software-Update bei CrowdStrike den Ausfall zahlreicher Windows-Rechner. Die Konsequenzen waren global spürbar, in Österreich kam es u.a. zu Flugausfällen, zu Störungen in Krankenhäusern und zu Einschränkungen im Bankenbereich.

Zwei lesenswerte Artikel zum Thema:

1) Der Security-Experte Bruce Schneier schreibt über notwendige Crashtests und den Bedarf nach mehr Ineffizienz in der Software-Entwicklung, um zerbrechliche Systeme zu vermeiden: https://www.schneier.com/blog/archives/2024/07/the-crowdstrike-outage-and-market-driven-brittleness.html

2) Der Technologie-Blogger Ed Zitron beschreibt die Probleme falscher Anreize im Silicon Valley: wenn die Jagd nach Monopol-Renten zum Haupttreiber wird, dann leidet nicht nur bei Boeing sondern auch im IT-Bereich die Qualitätssicherung: https://www.wheresyoured.at/crowdstruck-2/

Ausfallwahrscheinlichkeiten

Wir fantasieren zu viel über die zukünftigen Auswirkungen von AI und beschäftigen uns zu wenig mit der Anfälligkeit existierender IT-Infrastruktur.

Ein lesenswerter Artikel zum Crowdstrike-Dilemma: https://www.nytimes.com/2024/07/20/technology/crowdstrike-microsoft-outage-software.htmlvia Smart Casual

Outsourcingkonsequenzen

In meiner Kolumne für das Factory-Magazin schreibe ich über die „digitale Fertigungstiefe“ in der Produktion: https://factorynet.at/menschen/outsourcing-die-digitale-fertigungstiefe-als-strategische-entscheidung/

Outsourcing: die digitale Fertigungstiefe als strategische Entscheidung

„Pfusch am Bau“ ist eine beliebte Fernsehsendung. Im Mittelpunkt stehen Probleme beim Hausbau, rund um Wasser in der Wand, minderwertige Materialien etc. Quelle der Versäumnisse sind häufig scheinbar günstige (Sub-)Unternehmen, die an der falschen Stelle sparen und Häuslbauer, die das nicht beurteilen können.

Immer wieder: Make-or-Buy?

Selber machen oder externe Leistungen zukaufen? Diese Frage beschäftigt nicht nur österreichische Häuslbauer. Die Suche nach der richtigen Balance aus eigenem und zugekauftem Knowhow findet sich in der Industrie im Konzept der Fertigungstiefe. Sie misst den Anteil der Eigenfertigung am gesamten Produktionsprozess.

Produzierende Unternehmen müssen laufend und strategisch entscheiden, wie hoch die eigene Fertigungstiefe sein soll. Dabei gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Industrieunternehmen, die viel selbst fertigen, sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft resilienter. Solche, die viel outsourcen, sind oft flexibler. Die Tatsache, dass die OEMs der Automobilindustrie ihre Fertigungstiefe reduzierten, bildet die Grundlage für die wichtige österreichische Zulieferindustrie.

Mit der Plattform Industrie 4.0 haben wir kürzlich eine Roadmap veröffentlicht, in der u.a. die Wichtigkeit des Domänenwissens am Industriestandort Österreich betont wird. Damit gemeint ist das betriebsinterne Wissen zur Herstellung von Produkten und zu Produktionsprozessen. Ist die Fertigungstiefe in einem Bereich besonders ausgeprägt, dann ist zumeist auch viel spezifisches Domänenwissen vorhanden – Betriebe haben in der Folge ein Alleinstellungsmerkmal.

Outsourcing im OT- und IT-Bereich

Wie sieht die Situation rund um Industrie 4.0 aus? Steuerungen, Sensoren, digitale Messtechnik, Roboter, AGVs etc. – sie sind aus der Produktion, dem OT-Bereich, nicht mehr wegzudenken. Viele österreichische Firmen haben daher beschlossen, solche Systeme selbst herzustellen und als Produkte anzubieten. Zwei Beispiele: die Anlagenbauer von Andritz bieten selbst Automatisierungslösungen an, der Automatisierungsspezialist Beckhoff entwickelt in Wien seit kurzem eigene Roboter.

Auch Datenbanken, digitale Zwillinge oder innovative Softwarelösungen sind in der Produktion weit verbreitet. Und auch im IT-Bereich gibt es produzierende Unternehmen, die selbst weitgehende Lösungen entwickeln, z.B. die steirische AVL in der Automobilindustrie.

Aktuell beschäftigt die Frage nach der „digitalen Fertigungstiefe“ zahlreiche Firmen im Bereich der IT-Infrastruktur. Hybride Cloudumgebungen – eine Mischung aus eigenem Rechenzentrum und öffentlicher Cloud – verbreiten sich zunehmend. Vorteilen wie der Skalierbarkeit oder der Verfügbarkeit öffentlicher Cloud-Systeme stehen Security-Fragen oder einseitige Abhängigkeiten gegenüber. Dabei gilt wie immer: nicht alles, was glänzt, ist Gold. „Serverless Computing“ funktioniert nicht ohne Server und Kostenvorteile können sich umkehren, wie das Beispiel des IT-Unternehmens Basecamp zeigt.

In jedem Fall: Kompetenz benötigt

Gerade wenn es darum geht, das vorhandene Domänenwissen mit IT-Knowhow anzureichern und auszubauen, ist der Aufbau entsprechender Teams notwendig. Das betrifft heute z.B. das Thema der praktisch sinnvollen Datennutzung oder den zunehmend wichtigen Bereich der IT-Sicherheit. Eigene, kompetente IT-Mitarbeiter:innen sind selbst dann notwendig, wenn externe Expertise zugekauft wird.

Natürlich gilt auch im digitalen Raum, dass es per se kein Richtig oder Falsch rund um Outsourcing gibt. Es gilt jedoch: trotz Auslagerung braucht die Industrie das Knowhow, um die Steuerung ihrer Auftragnehmer und die Qualitätskontrolle sicherzustellen. Pfusch ist nicht nur am Bau langfristig teuer.

Unterseeinfrastruktur

Wie repariert man die Tiefsee-Kabel, die das Internet ermöglichen? Ein lesenswerter Einblick in eine Industrie, deren Arbeit man kaum mitbekommt:

https://www.theverge.com/c/24070570/internet-cables-undersea-deep-repair-ships

Margenklarheit

Auf Transparenz beruhendes Wissen ist eine wesentliche politische Entscheidungsgrundlage. Rund um wirtschaftliche Konglomerate, insbesondere im Technologie-Bereich, herrscht große Intransparenz. Was das bedeutet und warum die amerikanische FTC Amazon verklagt, um Zahlen zu deren Margen zu erhalten, wird in diesem lesenswerten Artikel erklärt:

https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2024/02/amazon-profits-antitrust-ftc/677580